Dr. Moshè Feldenkrais
»Ich bin kein Lehrer. Ich bin hier um die Bedingungen zu schaffen, unter denen wir am besten lernen können.« Dr. Moshé Feldenkrais
Moshè Feldenkrais war einer der Pioniere des körperorientierten Lernens des 20. Jahrhunderts. Sein Leben lang erforschte er die Vielfalt und die Komplexität von menschlicher Bewegung und Handlung.
Als Sohn einer jüdisch-chassidischen Familie wurde er 1904 in der Ukraine geboren. Als 14-Jähriger wanderte er teils zu Fuß in das damalige Palästina aus. Die folgende aus dieser Zeit stammende Anekdote beschreibt den möglichen Ursprung der Feldenkrais- Methode:
Auf einem Markt in Bratislava in der Slowakei roch der junge Moshè Feldenkrais das Schweinefleisch auf dem Grill. Das lockte ihn unwiderstehlich an. Er kaufte sich ein Schweinefleischsandwich und aß es. Ihm wurde furchtbar schlecht und er musste sich erbrechen. Als er weiterging wurde ihm bewusst, dass er kein freies Leben führen kann, solange er nicht in der Lage ist Schweinefleisch zu essen. Er begriff, dass er noch immer in der Tradition gefangen ist. Er kehrte um und kaufte sich ein zweites Schweinefleischsandwich, aß es und erbrach sich nicht.
Feldenkrais schlug sich in der neuen Heimat mit unterschiedlichen Berufen durch: Er arbeitete u.a. als Bauhelfer oder als Lehrer für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Aus dem Ju-Jutsu entwickelte Feldenkrais eine eigene unbewaffnete Selbstverteidigungsform. Es ging vor allem um Sicherheit und Überleben, denn in dieser Zeit war es Juden verboten Waffen zu tragen.
In Frankreich, wo er wegen seines Ingenieurstudiums seit 1931 lebte, traf er den Begründer des Judo Professor Dr. Jigoro Kano. Diese Begegnung beeindruckte ihn nachhaltig. Er erhielt als einer der ersten Europäer einen schwarzen Gürtel und gründete den ersten Judo-Club in Paris.
Als promovierter Physiker arbeitete er mit Frèdèric und Irène Joliot-Curie zusammen, die 1935 den Chemie-Nobelpreis erhalten hatten. Während der Deutschen Besatzung floh er nach England und war dort in der U-Boot-Ortung tätig.
In dieser Zeit verschlimmern sich seine Kniebeschwerden, die von einer Fußballverletzung in der frühen Jugend her rührten. Er lernte mit diesen Beschwerden umzugehen und erkannte die fundamentale Bedeutung dieses Bewegungslernens durch Selbstbeobachtung.
»Sind Sie mit Ihrer Haltung zufrieden? mit Ihrer Atmung? mit Ihrem Leben? Oder, anders gefragt: Haben Sie das Gefühl, Sie haben […] aus den Möglichkeiten, mit denen Sie auf die Welt gekommen sind, das Bestmögliche gemacht?« Dr. Moshè Feldenkrais
Sein Interesse galt sein Leben lang dem Selbstbildungsprozeß. Er wollte die Neugier des Einzelnen wecken und damit die Begeisterung, die Lernen ermöglicht. Bereits 1949 veröffentlichte er ein Buch: Der Weg zum reifen Selbst – Phänomene menschlichen Verhaltens. Zur gleichen Zeit entstand das erst in den 1980er Jahren gedruckte Buch: Das starke Selbst.
Seit den späten 1950er Jahren in Tel Aviv ging man mit Rückenschmerzen zu Dr. Moshè Feldenkrais: David Ben Gurion, Gründer und erster Premierminister des Staates Israel, ist einer seiner bekanntesten Schüler. Gurion wollte von Feldenkrais den Kopfstand erlernen. Im September 1957 ging ein Foto um die Welt, worauf Gurion im Kopfstand am Strand zu sehen ist. Weitere bekannte Feldenkrais-Schüler waren der Geiger Yehudi Menuhin, der Dirigent Igor Markewitch, der Regisseur Peter Brook oder der Dichter Franz Wurm.
Bis kurz vor seinem Tod am 1. Juli 1984 unterrichtete Moshè Feldenkrais und bildete Feldenkrais-Lehrer v.a. in Israel und Amerika aus. Heute finden überall auf der Welt Feldenkrais-Ausbildungen statt.